Dienstag, 4. August 2020

Am ehemaligen Gasthof Heine: Mittelalterliche Gerberei in Steinhorst entdeckt

Foto Anton Kusmin
Mittelalterliche Gerberei in Steinhorst entdeckt:
Archäologischer Befund stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert!

Bei den Untersuchungen auf dem Areal des zukünftigen EDEKA-Marktes in Steinhorst machten die Mitglieder der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Gifhorn eine bemerkenswerte Entdeckung: Kurz vor dem vorläufigen Abschluss der Grabungen kamen die Überreste einer mittelalterlichen Gerberei zum Vorschein. Die Archäologen haben einen rund 1,30 x 1,0 m großen Holzkasten gefunden, dessen Hölzer aufgrund feuchter Bedingungen weitgehend erhalten geblieben sind.
Foto Hans-Hartmuth Müller
Foto: Kreis- und Stadtarchäologie - Der Lohkasten
In der Verfüllung lagen neben Keramikscherben, Holzstückchen und Eicheln auch Lederreste und Tierknochen. „Bei der Holzkonstruktion handelt es sich wahrscheinlich um einen Lohkasten“, verrät Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld. „Solche Kästen wurden benötigt, um die rohen Tierhäute in haltbares Leder umzuwandeln.“ Bei der im Mittelalter üblichen Loh- oder Rotgerberei wurden die Häute mit der sogenannten Gerberlohe in Wasser eingelegt. Als Gerbmittel verwendete man gemahlene Eichenrinden oder Eicheln. Im Lohkasten lag auch ein aus Wurzelholz gefertigter Schlägel, in dessen Durchbohrung noch der Rest eines abgebrochenen Griffs steckt. Eichfeld zufolge dürfte das Werkzeug zum Glätten des Leders genutzt worden sein.
 
Foto: Kreis- und Stadtarchäologie


 
Eine von zahlreichen Keramikscherben
aus der Verfüllung.







Die Loh- oder Rotgerberei war ein Handwerkszweig, der in der Regel von Spezialisten ausgeübt wurde. „Die Gerberei war allerdings kein besonders angesehenes Gewerbe, da es erhebliche Geruchsbelästigungen mit sich brachte und zu einer extremen Gewässerverschmutzung führte.
Außerdem konnte man sich schnell mit gefährlichen Krankheiten infizieren, zum Beispiel mit Milzbrand“, erklärt Heinz Gabriel, der ehrenamtliche Archäologe des Landkreises. Tatsächlich verströmen die geborgenen Funde auch heute noch einen unangenehmen Geruch. Nach mehreren Jahrhunderten im Boden sind die Krankheitserreger aber nicht mehr vorhanden.

Foto: Hans-Hartmuth Müller

Bericht: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn

Den 2. Teil gibt es am Mittwoch

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